on cue

Executive Producer: Christy Doran

Mühlemattstrasse 1

CH-6004 Luzern

Christy Doran: Media



Die zwei Seiten des Christy Doran
27.10.2021
Peter Rüedi / WELTWOCHE
Christy Doran, Stefan Banz: Aerosols. Between The Lines. 0608917125122
Von nichts kommt nichts, auch nicht im spontan improvisierten Jazz. Jeder Musiker steht in
einem Kontinuum seiner Musik, seiner Person; seine Kunst ist auch das Resultat von
Erfahrungen und Einflüssen, auch wenn er jede Verbindung zwischen seiner Biografie und seinem Genie in Abrede stellt.
«Was wären unsere Leben ohne irgendeine Form von Inspiration und Einfluss?» Die Frage
findet sich im Booklet einer ungewöhnlichen CD des Gitarristen Christy Doran mit dem Titel «Aerosols». Es ist ein Soloalbum mit Dorans vielfältig kaleidoskopisch gebrochener Gitarrenkunst, und doch nennt sein Cover gleichwertig einen zweiten Namen, den des
Malers, Fotografen und Videokünstlers Stefan Banz. Von ihm kam die Initiative zum Projekt dieser «Aerosole».
Ausgehend von fünf Stücken Dorans, wollte Banz fünf Bilder malen, und Doran würde sich
von fünf Werken von Banz zu fünf Erfindungen inspirieren lassen. Entstanden ist also nicht ein spätes Pendant zu Mussorgskis «Bildern einer Ausstellung», sondern ein paritätisches work in progress. Banz’ Werke sind mit assoziativen Begleittexten im Booklet zu besichtigen, aber mehr als behelfsmässige Dokumentation eines interdisziplinären Experiments sind sie in diesem Miniformat kaum. Dessen Vollendung hat der Maler noch erlebt, aber im Mai dieses Jahres ist er mit nur sechzig Jahren an einem Herzinfarkt gestorben.
Wir dürfen das Resultat dennoch als das hören, was es auch ist – das Soloalbum eines sozusagen grenzenlosen Gitarristen, der auch dann, wenn er von malerischen Anregungen
ausgeht, keine Programmmusik im Sinn hat, nicht einmal Klangtableaus im Sinn des Impressionismus, sondern Gitarrenmusik, die sich selbst genug ist: von ebenso intensiven wie gelassenen, technisch brillanten Pieces für die akustische Gitarre mit elektrischen Aus- und Rückführungen bis an die Grenzen der Geräusch- und Noise-Ästhetik, von tiefen Brummern bis in viergestrichene, stratosphärische Höhenlagen, wie wir sie unter anderem aus Dorans Arbeit mit der Electric-Jazz/Free-Music-Gruppe OM kennen.
Der Gegensatz ist nicht wild and mild, sondern radikal nachdenklich und radikal entfesselt. Das schliesst sich nicht aus. Beides macht erst den ganzen Christy Doran aus. «We look at him from both sides now.»


Christy Doran & Stefan Banz: Aerosols BY IAN PATTERSON November 11, 2021
1,356 Views
Irish-born, Lucerne-based guitarist Christy Doran's fifth solo album in a career which began in the early '70s, and his first since Acoustic Isles (Creative Works Records, 2006). That CD/DVD was an intermedia collaboration with visual artist Susanne Dubs. In similar vein, Aerosols sees Doran respond musically to five paintings by Swiss multi-media artist Stefan Banz. In turn, vla his own medium, Banz answers to five pieces of music composed by Doran. The paintings—with accompanying text—adorn the CD booklet, inviting contemplation while listening to the music. Doran's multifaceted compositions, however, are absorbing in and of themselves.
Doran plays acoustically, although his basic palette is augmented throughout by electric guitar, pedal effects and loops. On "Cat Care," where fragmentary motifs, pizzicato
melody and strummed riffs flow into one another, Doran loops multiple lines before unleashing a gutsy, blues- edged solo at pace. The blues is never far from Doran's vocabulary, rearing in his solos on the spiky, multi-layered "From The Ballad of Affection" and again on "Alexander," where acoustic and electric guitar dialogue in
clean, unencumbered exchanges. If Doran's blues-rock vein stems from Jimi Hendrix—
an avowed influence—then he also shares the latter's appetite for genre-bending and
technological experimentation.
On "Venice" Doran mines the percussive nooks and crannies of his acoustic guitar's body
and strings, producing knocking, scratching, damped strumming and bowing techniques to both rhythmic and atmospheric effect. Short, fluid bursts are met with looped counter runs which overlap like peeling echoes. Drone and gently sculpted electric guitar lines shape "Kaleidoscope in a Blizzard." Outré soundscapes drawing on feedback, spacey,
pedal-derived textures, loops and anarchic guitar-grunge bring greater abstraction, in
varying degrees, to "White Fields of Diamonds," "Defence of Defeat," "Lactus" and the loosely psychedelic title track, which would have made a terrific alternative theme tune to The Twilight Zone.
Yet for all the dissonance, distortion and sonic manipulation on show there are equal measures of melodic development, rhythmic pulse, lyrical finesse and natural,
unadulterated textures from Doran's strings. The gently pastoral "Upgrading Equality" is a case in point, closing the set on a quietly arresting, acoustic note.
Sadly, Stefan Banz died quite suddenly of a heart attack in May 2021, though he lived
long enough to hear the completed music. Aerosols stands as a fine testament to Banz'
vision and creativity, and also ranks as one of Doran's most compelling musical statements.
Track Listing
Cat Care; Venice; Kaleidoscope in A Blizzard; White Fields of Diamonds; Defence of Defeat; Lactus; From The Ballad of Affection; Alexander; Aerosols; Upgrading Equality.
Personnel
Christy Doran: guitar.
Additional Instrumentation
Christy Doran: acoustic, electric guitar, electronic devices; Stefan Banz: acrylic on
cotton.
Album information
Title: Aerosols | Year Released: 2021 | Record Label: Between the Lines

Reviews
Christy Doran / Stefan Banz
Aerosols
2021 hatte der in Irland geborene Schweizer Gitarrist Christy Doran bereits ein Duo-Album mit dem Gitarristen Franz Hellmüller veröffentlicht ("Beady Beast"), und nun scheint ein zweites gefolgt zu sein. Doch die Angabe Christy Doran / Stefan Banz täuscht, weil es sich bei Stefan Banz (*1961 - † 2021) nicht um einen Musiker handelt. Vielmehr war er als Maler tätig, aber auch in den Bereichen Installation, Fotografie und Video.
Fünf der zehn Songs des Albums Aerosols waren Inspiration für fünf Acrylbilder, die Banz schuf. Andererseits waren fünf seiner Acrylbilder wiederum der Anlass für Christy Doran, Stücke zu schreiben. Damit die gegenseitige künstlerische Befruchtung für den Hörer nachvollziehbar bleibt, sind alle zehn Bilder von Stefan Banz im Booklet der CD abgedruckt. Doran ist sowohl an der akustischen als auch an der elektrischen Gitarre
zu hören und lässt zudem elektronische Effekte in seine Musik einfliessen.
Bei den ersten fünf Songs handelt es sich um Doran's Five Suggestions For Five Paintings und bei den Songs 6-11 um Five Music Compositions To Five Of Banz's Paintings. Entsprechend hat Banz seine Bilder benannt, mit den gleichen Songtiteln. (Five Paintings To Five Of Doran's Music Compositions / Banz's Five Suggestions For Five Music Compositions)
So enstand eine gegenseitige Inspiration und Befruchtung der beiden Künstler. Inwieweit die malerische Tätigkeit nun auf das Gitarrenspiel Einfluss gehabt hat, ist natürlich für mich als Hörer schlecht nachzuvollziehen. Dass Doran im Laufe der zehn Songs ein hohes Mass an Einfallsreichtum und Virtuosität vorlegt, ist unbestritten. Dabei bedient er sich des ganzen Spektrums der verwendeten Gitarren, er zupft leise und verhalten vor sich hin, lässt es aber auch einmal ordentlich scheppern ("Venice") und scheint wohl auch einen die Saiten streichenden Bogen zu nutzen.
Bilder an sich malt auch Doran auf seine Weise, so ganz wunderbar und breitflächig gestaltend mit "Kaleidsocope In A Blizzard", das im Übrigen, von "Banz" gemalt, als Teil des CD-Covers dient, Titel des Bildes Christy Doran / Stefan Banz - Aerosols - Musik an sich https://www.musikansich.de/review.php?id=22863
1 von 2 10.01.2022, 14:47
Trackliste
1 Cat Care (7:23)
2 Venice (5:22)
3 Kaleidoscope In A Blizzard (5:54)
4 White Fields Full Of Diamonds (4:36)
5 Defence Of Defeat (5:14)
6 Lactus (5:21)
7 From The Ballad Of Affection (4:33)
8 Alexander (3:07)
9 Aerosols (3:40)
10 Upgrading Equality (3:31)

Christy Doran (electric and acoustic guitars, electronic devices)
Stefan Banz (acrylic on cotton)
hier: "Broken View". "White Fields Full Of Diamonds" verwendet elektronische Zubereitungen und inspirierte den Maler zu "Precious Sky". Doran lässt die Gitarre heulen und es knattert und rumpelt, das ist etwas, das mag so manchem Zeitgenossen an den Nerven zerren.
Die Tracks 6-11 hat der Gitarrist nunmehr aufgrund der Malerei von Banz komponiert, "Lactus" schwebt elektronisch durch den Raum, inspiriert durch eine abstrakte Malerei. So scheint die Gitarre hier als Pinsel wild mitzustreichen. "Alexander" ist dem durch einen Autounfall verstorbenen Bruder des Malers gewidmet, ein sehr gegenständliches Porträt von Alexander, das gitarristisch nachvollziehbar umgesetzt wurde. Durch die Erklärungen zu jedem einzelnen Bild im Booklet kann man sich die musikalische Umsetzung erschliessen. Den
Schluss überlasse ich Christy Doran mit den letzten Worten seiner Widmung an den Verstorbenen, der das Ergebnis des gemeinsamen Werkes noch erleben konnte. He was very happy with the tunes. Without Stefan asking me, I would not have produced another solo album. Now I am extremely happy with the result, and I believe it is one of my best works. Too bad Stefan had to leave us; may he rest in peace.
Wolfgang Giese

Lothar Trampert
GITARRE & BASS
JAZZ TIPPPPPP !
CHRISTY DORAN / STEFAN BANZ: AEROSOLS
Da ist er schon wieder: Der 1949 in Irland geborene Christy Doran ist seit seiner 70s-
Band OM einer der interessantesten europäischen Jazz-Gitarristen, und er konnte immer wieder mit neuen Bands, Projekten und Produktionen überraschen. Er hat mit internationalen Größen wie John Surman, Dom Um Romao, Jasper Van't Hof, Carla Bley, Charlie Mariano, Ray Anderson, Irène Schweizer, Hank Roberts, Wolfgang Dauner, Sonny Sharrock und Albert Mangelsdorff zusammengearbeitet, und die freiere europäische Gitarrenszene mit seiner extrem Dynamik immer wieder fein durchgelüftet. Nie machte ein Album-Titel mehr Sinn als ,Aerosols‘ ...
Erst vor ein paar Monaten haben Christy Doran & Franz Hellmüller unter dem Namen
"Beady Beast" ihr Gitarren-Duo-Album ,On The Go‘ veröffentlich, jetzt ist Doran alleine das Duo – dank Multitracking. Der zweite Interpreten-Name des Albums ,Aerosols‘, Stefan Banz, ist eine Widmung: Denn der Maler, Fotograf und Videokünstler, mit dem Doran eng zusammenarbeitete, ist am 16. Mai dieses Jahres mit 59 Jahren verstorben und konnte den Abschluss dieses Projektes leider nicht mehr erleben. Eine ganz eigene Art der Zusammenarbeit hatte hier stattgefunden, bei der sich beide Künstler wechselseitig
inspirierten: Fünf der hier zu hörenden zehn Doran-Gitarrenstücke waren Anstoß für Banz' Acrylbilder, und fünf andere Acrylbilder des Malers waren wiederum für den Gitarristen Ausgangsbasis für weitere eigene Improvisationen und Kompositionen. Die kann man jetzt auf ,Aerosols‘ hören und regelrecht erleben, denn der experimentierfreudige Christy Doran füllt mit seinen diversen A- und E-Gitarren plus einer Menge Elektronik ganz gewaltig den Raum; mit entsprechender Anlage ist diese Musik auch ein faszinierendes Surround-Erlebnis voller Überraschungen. Doran war nie als II-V-I-Fetischist mit Handschuhton bekannt, er stand schon immer auf Kollegen wie Jimi Hendrix und Sonny Sharrock und ging dementsprechend mit allen Freiheiten zur Sache. So sind hier ganz schön schräge und brachiale Sound zu hören, aber auch konventionellere, harmonische Passagen. Soundtrack des Lebens, würde ich mal sagen. Was man von einem Gitarristen wie Christy Doran lernen kann, ist dass die Grenzen der Gitarre nicht nur ganz weit weg liegen können, sie sind auch noch offen. Ganz wichtig: ,Aerosols‘ ist Tonträger-Musik. Spotify-Sparfüchse verpassen nämlich die zehn Bilder von Stefan Banz, die im Booklet der CD abgedruckt. Und sie verpassen auch, einen tollen Künstler zu unterstützen. lt



22 kulturtipp 26 l 21
CD-TIPPS
FRANCESCA PFEFFER
Hochsensibler Musiker: Christy Doran
JAZZ
Kunst und Musik im Einklang
Es mag erstaunlich bis gewagt erscheinen, Ende 2021 ein Album mit dem Titel «Aerosols» vorzulegen. Doch die hier anklingenden Luftpartikel sind weniger angri!g als ergreifend. Sie dokumentieren die Zusammenarbeit von Christy Doran und Stefan Banz. Der Gitarrist und der Maler aus Luzern hatten sich seit Dezember 2020 wechselseitig zu zehn Songs und zehn Gemälden inspiriert. Mitten in der Arbeit starb Banz überraschend, doch dessen Sohn hat Christy Doran bei der Vollendung von «Aerosols» begleitet. Dorans zehn Solosongs zeigen den grossartigen Gitarristen in seiner ganzen künstlerischen Bandbreite auf akustischen und elektrischen Gitarren, mit oder ohne Efektgeräte. Vor allem aber als hochsensiblen Musiker, der auf Impulse – hier Banz’ im Booklet zu sehende Acrylbilder – mit eigenen
Kunstwelten reagiert. Ein sehr intimes Album, das vielstimmig nachhallt.
Frank von Niederhäusern
Christy Doran,
Stefan Banz
Aerosols
(Between the Lines
2021)